Einführung

Drums 'n' Wings

von Peter B. Heim


Der Baumflüsterer

Wolfgang Fritz stieß zuerst einmal auf Holzstücke, zersplitterte Bäume, durch Fäulnis ausgehöhlte Stämme. Versuchte sich dann dem Material zu nähern indem er ihm mehr oder minder konkrete Form gab, Gestalt. Doch schon hier deuteten spätestens auch die Namensgebungen darauf hin, dass es ihm nicht primär darum ging Abbilder zu schaffen, eher ein Gefühl, einen Traum vielleicht zu materialisieren. Doch das verliert sich er stieß zuerst einmal auf Holzstücke, zersplitterte Bäume, durch wohl - stelle ich mir wieder einmal vor - im gleichen Maße wie Wolfgang Fritz zu sich findet. Mehr und mehr lässt er also dem Holz weitgehend seinen Wuchs, seine Form. Respektiert er Strukturen, Eigenheiten. Wie ein Visagist vielleicht setzt er eher nur Akzente, unterstreicht manches Merkmal. Lässt etwas, das eigentlich für den Verfall bestimmt war oder einen prasselnden Kaminofen, jetzt zum Blickfang werden. Sieht selber Vogelschwingen und in sich ruhende Föten, verdrehte Körper und Einblicke. Doch noch in anderer Hinsicht hat dieses Verhältnis ihre Eigenheit. Es ist nicht mehr nur Wolfgang Fritz, der sich auf die Suche macht nach geeigneten Objekten, also nach abgeholzten Linden, altersschwachen Eichen. Er hat nun auch das Gefühl, dass er zu ihnen gelenkt wird. Also beispielsweise bei einer routinemäßigen Fahrt einfach mal von der Straße abbiegt, am Isarufer einen Spaziergang macht. Dort in einem Seitenwasser ein von den Kieselsteinen rundgestoßenes und gewaschenes riesiges Ei findet, aus Holz. Und sich in diesem Runden wohl auch sofort wiederfindet. Seelenruhig kann er abwarten, bis die Möglichkeiten günstiger sind, das Objekt endgültig zu bergen, in sein Atelier zu schaffen. Dieses Stück eines Baumstammes, der nun auch an seinen Enden rund geworden ist, wartet auf ihn. Bis zum Frühjahr. Bis er zurückkehrt. Ich stelle mir vor, dass Wolfgang Fritz auf dem Weg ist ein Baumflüsterer zu werden. Und wer hier genau hinsieht und die übliche Eile an sich abprallen lässt, wird auch seine Sprache verstehen.

Aus der Laudatio von Peter B. Heim, Erding, 27. 06. 2007



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